13. Mai 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Während die Fußball Bundesliga nach einer unfreiwilligen Corona-Pause langsam wieder in Fahrt kommen soll, steht der Motorsport weiter still. Erst Ende Juli wird das ADAC GT Masters voraussichtlich zum ersten Aufschlag ins tschechische Most reisen. Bis dahin hätte auch Profi-Rennfahrer Tim Zimmermann aus Langenargen – von zwei Testfahrten abgesehen – gut ein Dreivierteljahr keine Strecke mehr aus der Nähe gesehen. Doch der 23-Jährige hat im eigenen Keller eine ganz spezielle Lösung gegen den „Corona-Blues“ gefunden.
Eigentlich hätte in diesen Tagen ein neues Kapitel in Tim Zimmermanns Motorsportkarriere aufgeschlagen werden sollen. Eigentlich hätte der Langenargener zum ersten Mal in seinem Lamborghini GT-Masters-Luft schnuppern sollen. Dank einer weltweiten Pandemie und COVID-19 bleibt es aber vorerst beim „eigentlich“. „Die ganze Sportwelt steht gerade still und das ist auch im Sinne unserer Gesundheit das Beste“, so Zimmermann. „Aber ich konnte nicht mehr länger nur allein Radfahren oder Joggen. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um das Gefühl fürs Rennfahren nicht zu verlieren.“
Zimmermanns Lösung steht nun im Keller. Dort hat der 23-Jährige seine persönliche Rennstrecke gebaut. Blaue Leuchtstoffröhren erhellen einen Rennsitz. Davor sind verschiedene Monitore, die ein Cockpit simulieren. Ein originaltreues Lenkrad und Pedale imitieren sein Rennauto überraschend echt. Damit ist er nicht allein. Über einen angeschlossenen PC und die passende Software ist er mit Motorsportlern auf der ganzen Welt verbunden. „Wir fahren dann einfach Rennen gegeneinander und haben wirklich großen Spaß“, erzählt er. „Neben Kollegen aus dem GT Masters sind auch Formel-1-Fahrer wie Lando Norris oder Max Verstappen in unserer Gruppe.“
Dass diese Simulation zwar echt wirkt, aber das Rennfahren nicht ersetzt, weiß Zimmermann. „Trotzdem ist so etwas wichtig, um im Rhythmus zu bleiben“, sagt er. „Die Abläufe sind dieselben wie im richtigen Rennauto und ich trainiere nicht gegen eine künstliche Intelligenz oder gegen anonyme Gegner, sondern gegen die Jungs und Mädels, mit denen ich mich auch schon in der Realität duelliert habe und es auch weiterhin tun möchte.“
„Die Schäden gehen im Simulator nicht so ins Geld“, erklärt Zimmermann lachend den Unterschied zum „echten“ Rennsport. Außerdem können die Fahrer sich blitzschnell in verschiedenen Serien und Autos ausprobieren. Dabei stehen ihnen Rennstrecken auf der ganzen Welt offen. Und die Welt kann sogar dabei sein. Zwar werden die Simulatorrennen nicht im TV übertragen, aber im Internet können die Fans den Profis beim Lenken zuschauen. Tim Zimmermann zum Beispiel sendet jeden Abend auf der Streamingplattform „Twitch“ als User „timzimmermann1“. „In der Gamerszene ist das ja schon lange sehr beliebt und auch bei uns funktioniert das wirklich gut“, freut sich Zimmermann. „Die Leute haben die Möglichkeit, zu sehen was ich im Cockpit mache.“ Im Rennwagen wäre das unmöglich.
Ob Zimmermann wieder ins Rennauto zurück will? Die Antwort darauf dauert kaum einen Wimpernschlag. „Klar ist das unser großes Ziel, dass wir am 31. Juli in Most wieder im richtigen Auto sitzen. Aber ich glaube, dass ich auch dann das Simulatorfahren nicht aufgeben werde. Das könnte in unserem Sport eine echte Sache werden – auch nach der Corona-Pandemie.“